Das Burg-Modell

My self is my castle
Wenn Sie etwas sehr Wertvolles beschützen müssen, sei es ein militärisches Geheimnis, den Kaiser von China oder die Goldreserven der Vereinigten Staaten von Amerika, werden Sie sich nicht auf eine einzige Verteidigung verlassen. Sie werden mehrere Verteidigungsringe installieren.
Der äußere Ring kann ein Elektrozaun sein, mit auffälligen Warnschildern wie „Gefahr! Hochspannung! Denk nicht mal daran!“, oder eine mächtige Burgmauer, oder eine Reihe angespitzter Baumstämme. Er ist bestückt mit Wachtürmen, Kameras, Lichtschranken oder anderen Frühwarnsystemen.
Diese erste Verteidigungslinie dient dazu, Angreifer abzuschrecken oder sie zumindest so rechtzeitig zu entdecken, dass man sich auf den Angriff vorbereiten kann und nicht überrascht wird.
Sollte jemand es schaffen, dieses erste Hindernis zu überwinden, trifft er nun auf die alarmierten Truppen, die als zweite Verteidigungslinie versuchen, den Angreifer am Erreichen seines Zieles zu hindern.
Wer selbst diesen Widerstand überwinden konnte, steht nun vor dem „Bergfried„, dem innersten Sicherungs-Kreis, einem uneinnehmbaren Schlossturm, einem unzerstörbaren und nicht zu öffnenden Tresor oder ähnlichem.


Auch beim Personenschutz arbeitet man mit mehreren Abwehrschichten: durch Vorfeld-Analyse versucht man, jeden möglichen Angriff zu vermeiden; außerdem wird das weitere Umfeld gesichert (z.B. durch Scharfschützen), und drittens gibt es den Nahbereichs-Schutz durch Bodyguards. Dasselbe Prinzip lässt sich anwenden, wenn das Wertvolle, das Sie beschützen wollen, Ihr Leben und Ihre seelische Gesundheit ist.
Auch Ihr erstes Ziel muss es sein, Angriffe zu vermeiden. Sie müssen also gefährliche Situationen vermeiden, und Sie müssen versuchen, Prädatoren (Verbrecher, die ein Opfer suchen) abzuschrecken.


Vorausdenkende Selbstverteidigung beinhaltet daher:

  • Wissen, was potentiell gefährliche Situationen (Orte, Zeiten, Menschen) sind
  • Aufmerksamkeit, um Warnsignale wahrnehmen zu können. Warnzeichen darf man NIEMALS herunterspielen („Na, wird sicher harmlos sein“)
  • Coolness, um sich nicht in Auseinandersetzungen hineinziehen zu lassen, wenn man es vermeiden kann
  • sicheres Auftreten, um sich Angreifern nicht als „leichtes Opfer“ anzubieten.

Falls diese Maßnahmen (Vermeidung und Abschreckung) einmal nicht funktionieren und es zum Kampf kommt, ist das zweite Ziel, die Auseinandersetzung so schnell wie möglich zu beenden. Wir müssen dem Angreifer einen Grund geben, seinen Angriff abzubrechen: er muss Angst bekommen, erwischt zu werden, und er muss Angst bekommen, verletzt zu werden. Sie müssen ihn also nicht besiegen! Arme und Beine sind nicht Ihre einzigen Waffen! Kämpfen Sie mit allen Mitteln, mit dem ganzen Körper, mit wildestem Kampfgeist und ohne zivilisatorisch-vornehme Zurückhaltung.

Ihre dritte Verteidigungslinie tritt in Aktion, wenn die ersten beiden versagt haben. Ein gutes Beispiel ist ein Schulkind, das von der ganzen Klasse ausgelacht wird. Diesen Angriff kann es weder vermeiden noch abwehren. Nur mit (vorbereiteten!) stärkenden Gedanken kann es sich beschützen. Nicht jeden Angriff können wir vermeiden, Kämpfe können wir auch verlieren. Bereiten Sie sich auf diesen Fall vor (jetzt!). Pflegen Sie ein Selbstbild, das Ihr innerstes Selbst vor dem Zugriff von Böswilligen abschirmt. Wenn Sie im Kampf niemals aufgeben und sich bewusst machen, alles Menschenmögliche getan zu haben, werden Sie schneller wieder gesund. Geben Sie sich nicht selbst die Schuld! Lassen Sie sich beim Heilen helfen! Sie wollen nicht für den Rest des Lebens darunter leiden! Und: lernen sie aus dieser Erfahrung, um Ihre Chancen zu verbessern, falls Ähnliches noch einmal geschehen sollte.

Die Burg zeigt ihre Stärke und wirkt dadurch abschreckend auf potentielle Angreifer. Wer sich mit der Rolle des Opfers abgefunden hat, verbirgt seine Stärke; seine Körpersprache zieht immer neue Angriffe an. Die Opfer-Rolle abzulegen kann man lernen.